Brille weg, Linsen weg – Ich bin glücklich und sehfähig
Der Gedanke an eine Operation an den Augen hat mir immer sehr viel Angst bereitet. Aber so wie viele Brillen- oder Kontaktlinsenträger stellt man sich gern einmal oder öfter vor, wie die Welt “in scharf” aussieht. Im Alter von 8 Jahren wurde bei mir eine Sehschwäche festgestellt, die mich dann erst mal für ein paar Jahre an Brillen gefesselt hat. Als Kind wurde man dafür früher nicht selten gehänselt. Ich habe jede neue Brille mehr gehasst, als die davor.
Ich war froh als mir meine Mutter dann im Alter von 15 erlaubt hat Kontaktlinsen auszuprobieren. Mit Monatslinsen habe ich angefangen, ich war ziemlich begabt im Einsetzen der Linsen. Das bereitet mir keine Schwierigkeiten. Es waren eher die Kosten, die mich genervt hatte. Meine Mutter hatte mir zwar die Erlaubnis gegeben Kontaktlinsen zu tragen, bezahlen musste ich diese jedoch selbst. Ein knappes Jahr lief es ganz gut mit den Monatslinsen.
Bei einem Besuch in Russland bei meinen Verwandten ging ich dort zum Optiker und musste mit Staunen feststellen, dass vor Ort weiche Jahreslinsen vorhanden sind. In Deutschland werden Jahreslinsen eher schlecht geredet, weil es doch eine große Belastung für die Augen sein soll. Und natürlich wieder die Kosten.
Ich bin trotzdem auf die Jahreskontaktlinsen umgestiegen. Zu diesem Augenblick waren sie in Deutschland noch recht teuer, daher ließ ich sie mir aus verschiedenen osteuropäischen Ländern liefern, was keinerlei Auswirkungen auf die Qualität hatte. Aber dies war eben auch nur eine “Übergangslösung”, die mir nach einigen Jahren gewaltig auf die Nerven ging.
Meine Entscheidung, meine Ängste
Ich entschloss mich schließlich mit 21 für das Augenlasern. Selbstverständlich fand diese Entscheidung nicht ohne die Beratung meines Augenarztes statt. Dieser versicherte mir, dass wenn ich das Augenlasern nicht vornehme, sich meine Sehkraft kontinuierlich und um einiges mehr verschlechtern wird. Dabei hatte ich schon auf dem linken Auge -5,5 Dioptrien und auf dem rechten Auge -7 Dioptrien. Dieses Argument hat mich endgültig überzeugt. Es spielte für mich keine Rolle mehr, ob ich bei möglichen Fehlgriffen während des Augen-Laserns erblinde oder mit der Zeit auf “natürlichem” Wege. Ich ging das Risiko ein.
Infos,Kliniksuche, LASIK
Ich informierte mich eigenständig über das Internet, was, wo, wie und suchte eine Klinik auf, in der ich mich wohlfühlen konnte, in der ich gut beraten wurde und in der ich Vertrauen zum OP-durchführenden Arzt aufbauen konnte. Dieser Arzt schaute sich meine Anamnese hinsichtlich der Augen an, machte ein Check der Augen selbst und erklärte welche Methode und aus welchem Grund eher für mich infrage kommt.
Wir einigten uns auf LASIK-Methode. LASIK steht für: Laser-in-situ-Keratomileusis und meint die Umformung der Hornhaut. Durch Gewebeabnahme an der Hornhaut wird die Hornhaut so umgeformt, bis sich auch die Krümmung so weit ändert, dass der Lichtstrahl richtig auf die Netzhaut trifft und der Patient wieder brillenfrei sehen kann.
Voruntersuchungen und kleine Komplikationen
Zwischen der Entscheidung und der LASIK-Operation lagen 3 Wochen in der ich in der ersten zu einer Voruntersuchung ging, und in der dritten zur zweiten. Bei den Voruntersuchungen ist es das Wichtigste zu schauen, ob die Hornhaut ausreichend dick ist, um diese Operation überhaupt antreten zu dürfen. Gemessen wird mit einem Pachymeter, dieser wird auf die Hornhaut gesetzt und misst auf den Mikrometer genau. Ist dieser Faktor nicht gegeben, wird der Arzt es in den meisten Fällen ablehnen die LASIK durchzuführen.
Bei mir war die Hornhaut leider nicht ganz dick genug, aber auch nicht so dünn, dass abgelehnt werden musste. Ich glaube, es waren ca. 520 µm, und da meine Fehlsichtigkeit stark ausgeprägt war, hieß das, es musste viel Gewebe der Hornhaut bei der LASIK abgetragen werden. Aus diesem Grund musste ich eine kleine, aber nie zu vergessende Tortur über mich ergehen lassen, damit die OP trotz der dünnen Hornhaut stattfinden konnte. Ich setzte mich an den Apparat, mit dem sonst die normalen Sehtests gemacht werden. Da werden das Kinn und die Stirn fixiert und man muss ganz genau einen Punkt anschauen. In meinem Fall war dies auch so, jedoch wurde zeitgleich mit einer ganz feinen Nadel kurz in bestimmte Punkte des Auges gestochen. Dies hatte die Wirkung, dass sich die Hornhaut “hochzieht” und somit erreicht wird, dass für eine kurze Zeit mehr Gewebe auf der Hornhaut vorhanden ist. Die Zeit reicht dann für die LASIK, danach spielt das im Prinzip keine beachtliche Rolle mehr, wobei mir gesagt wurde, dass gerade dieser Aspekt in den nächsten Jahren ziemlich trockene Augen verursachen könnte.
Es folgt die Hornhauttopografie, damit der Arzt die Krümmung bestimmen kann, und schauen, ob die Hornhaut kleinere Verletzungen aufweist.
Eine weitere Untersuchung war die Augeninnendruckbestimmung. Mit dem Tonometer wird die Oberfläche des Auges berührt und so der Augeninnendruck bestimmt.
Die Tränenfilmbestimmung, die auch eine Rolle für die Heilung im Anschluss spielt, wird meist auch mit dem Tonometer mitgemessen. Die moderne Technik macht es möglich.
Im Anschluss muss man noch die weniger unangenehme Spaltlampenuntersuchung über sich ergehen lassen, und dann hat man im Prinzip alles geschafft, was nötig ist, um die Operation antreten zu können.
Eine Stunde, die mein Leben veränderte
Am Tag der Operation war ich nicht sehr aufgeregt. Aber musste mich doch von unbehaglichen Gedanken ablenken. Das klappte bis zur Ankunft in der Klinik sogar sehr gut. Vor Ort wurde es plötzlich mulmig. Wobei ich immer noch, wenn ich zu den Diplomen des Arztes an der Wand hochschaute, mit meiner Wahl der Klinik sehr zufrieden war. Und auch mit der Entscheidung die LASIK durchführen zu lassen. Es war einfach ein ganz normales Aufgeregtsein, wie vor einem wichtigen Bewerbungsgespräch.
Ich war gemeinsam mit meiner Mutter in die Klinik gekommen und mit meiner Cousine, die dieselbe Operation gleichzeitig mit mir machen lassen ließ.
Ich ging wieder dieselben Tests wie bei den Voruntersuchungen durch und musste dann warten. Ich bekam die Augen getropft. Dies war die örtliche Betäubung für die LASIK. Ich schaute in einen Handspiegel, meine Pupillen waren riesig. Das war witzig und leicht beängstigend zugleich. Rund 20 Minuten später holte mich die Arzthelferin ins Behandlungszimmer bzw. in den Operationssaal. Ich legte mich auf eine Liege, die mit dem Lasergerät verbunden war, der wiederum mit einem Computer, und nun kam ein weiterer unangenehmer Teil dieser Operation. Das Auge wurde mithilfe einer dünnen Kanüle frei von Staubpartikeln und weiterem Dreck von außen durchgespült. Hierbei hätte ich nie erwartet, dass sich das so widerlich anfühlt. Unwillkürlich habe ich am ganzen Körper gezittert, als das Wasser durch mein Auge lief. Dann wurde mein Gesicht abgedeckt, sodass das linke Auge offen blieb. Der Saugring wurde aufgesetzt, damit ich nicht blinzeln kann und ich bekam ein weiteres Mal Tropfen. Bis hier lief alles reibungslos.
Und jetzt wurde der Laser direkt über meinem Kopf in Position gebracht. Alles elektronisch natürlich, per Knopfdruck am Computer. Ich sollte meinen Kopf ruhig halten, den grünen Punkt in der Mitte aus dem Bild des Lasers fixieren und nicht mehr “in der Gegend” herumgucken. 30 Sekunden sollte die eigentliche LASIK auf jedem Auge dauern. Es durfte keiner mit mir ins Behandlungszimmer, wahrscheinlich, damit ich nicht abgelenkt bin. Die Assistentin, der Arzt und ich. Und 30 lange Sekunden, die darüber entscheiden, ob ich wieder ohne Hilfsmittel sehen können werde. Ich war ja bis zum Schluss sehr skeptisch und konnte es einfach nicht glauben nach vielen Jahren des Brillen- und Kontaktlinsentragens das “Licht der Welt” ein erneutes Mal zu erblicken.
Nun hieß es: 30, 29, 28 und immer schön geradeaus, auf den grünen Punkt schauen. 27,26,25 ein Bild, wie von dem Background von Windows. 24,23,22 eine Wiese mit einigen Bäumen. 21,20,19 es ist ja tatsächlich völlig schmerzfrei, das überrascht mich nun doch. 18,17,16 auf dem Bild des Lasers scheint die Sonne. 15,14,13 jetzt werde ich langsam optimistisch. Bald werde ich alles scharf, praktisch in HD sehen. 12,11,10 “Gut mache ich das”, sagt die Assistentin. 9,8,7 ich bin mittlerweile durchgeschwitzt vor Aufregung und der festen Überzeugung, dass ich das wirklich gut mache. 6,5,4 fast geschafft. 3,2,1 es ist hinter mir, und ich freue mich so sehr, als wäre da nicht noch ein weiteres Auge, das behandelt werden muss.
Aber eine Pause habe ich mir dann doch verdient. Ich sollte entscheiden, wann es weiter gehen soll. Das behandelte Auge wurde mit einem Augenpflaster abgedeckt, damit dort keine Staubpartikel hineingelangen, wobei das bei der Sterilität im Behandlungszimmer praktisch unmöglich war. Nachdem ich mich von der ersten OP etwas erholt habe und ein Glas Wasser getrunken, beschloss ich, dass es jetzt weitergehen sollte, damit ich so schnell, wie möglich das Resultat begutachten kann. Ich legte mich wieder hin und diesmal wurde das linke Auge abgedeckt. Ich bekam wieder Tropfen und schaute wieder hoch zum Laser, wo mich das Bild von der Wiese mit den Bäumen und der scheinenden Sonne erwartete, und nicht zu vergessen der grüne Punkt. Und dieses Mal ging alles gefühlt noch schneller, als beim ersten Auge. Als das Prozedere vorbei war, wurde ich in eine Art Aufwachraum in einen Sessel gesetzt und sollte circa 20 Minuten Warten. Diese 20 Minuten dauerten ewig. Meine Augen waren immer noch mit Bandagen abgedeckt. Ich war jetzt so kurz davor “zu sehen”! Meine Cousine saß genauso wie ich mit zu bandagierten Augen neben mir. Wir tauschten uns aus, wie es sich angefühlt hat und wie aufgeregt wir waren. Meine Wartezeit war schneller um, als die meiner Cousine, deshalb nahm mir die Assistentin des Arztes zuerst die Augenpflaster bzw. Bandagen ab, sagte, ich solle zur Uhr oben an der Wand hochschauen, was ich dann auch tat. Ich lächelte ein breites Grinsen, denn ich sah, wie spät es war.
Ich sah die Uhrzeit, auf der Uhr, die knapp 3-4 Meter entfernt war. Das wäre vorher nicht möglich gewesen. Ganz ohne Brille oder Kontaktlinsen, sah ich, wie viel die Uhr zeigte. Ich war begeistert. Das Bild war zwar noch etwas verschwommen, aber das sollte sich in den kommenden Stunden, spätestens nach zwei Tagen normalisieren. Lange konnte ich mich in diesem neuen Lebensgefühl nicht baden. Und ja, es war tatsächlich ein neues Lebensgefühl, etwas ganz Besonderes für mich. Ich sollte mich wieder setzen und beide Augen getropft bekommen. Ich ließ es ein weiteres Mal über mich ergehen.
Es wurden ein paar Sehtests durchgeführt. Buchstaben erkennen, Zahlen ablesen. Alles klappte mehr als gut. Ich glaubte immer noch nicht, dass ich da wirklich alles selber sehe.
Verhalten nach der LASIK
Mir wurde erklärt, wie ich mich die nächsten Wochen verhalten sollte, um das Ergebnis nicht zu “zerstören”. Die Sonnenbrille war für die nächste Zeit stets mein treuer Begleiter, überall, auch zu Hause, wenn es zu hell sein sollte. Sport, Kosmetik, Alkohol und Rauchen waren für die kommenden 4 Wochen erst mal aus meinem Tagesablauf gestrichen. Augen reiben war strikt untersagt, weil ja der Flap, also der Hornhautdeckel zwar wieder auf seinen gewohnten Platz zurückgeklappt ist, jedoch nicht mehr stabil. Er wächst auch nie wieder richtig an. Mich stört das nicht. Es ist ja nicht so, als würde er bei starkem Wind plötzlich anfangen herumzuflattern. Ich erhielt Augentropfen, die ich dreimal am Tag anwenden musste und eine Schlafbrille, die meine Augen davor schützt, dass ich aus Versehen während des Schlafs an oder in die Augen fasse.
Ich fuhr nach Hause und entschied, es sei das Beste, wenn ich mich direkt schlafen lege. So hab ich dann die nächsten zwei Tage verbracht, Aufstehen, tropfen, essen, schlafen, aufstehen, tropfen, essen und wieder schlafen. Es war ganz angenehm ein bisschen “Urlaub” von der Uni zu haben.
Ich hatte im Vergleich zu meiner Cousine keinerlei Beschwerden hinsichtlich übermäßig tränender Augen oder irgendwelcher Art Schmerzen. Nur das ständige Tropfen war lästig, aber lohnenswert. Ich sah. Und zwar alles. Ideal.
Nachuntersuchung und eine neues Lebensgefühl
Es vergingen Tage und Wochen, ich merkte, dass ich bei Dunkelheit etwas schlechter sehe, als bei Tageslicht. Diesen Punkt sprach ich bei einer Nachuntersuchung bei meinem Augenarzt an, dieser sagte, es sei bei der starken Fehlsichtigkeit, die ich hatte ganz normal. Mittlerweile, der Mensch ist halt ein Gewohnheitstier, habe ich mich auch daran gewöhnt.
Jetzt, knapp fünf Jahre später sitze ich an meinem Laptop, schreibe diesen Bericht und werde wieder ganz aufgeregt, wenn ich an den Moment zurückdenke, als ich die Uhr erblickte. Es war faszinierend. Manchmal habe ich immer noch den Gedanken vor dem zu Bett gehen, dass ich die Kontaktlinsen rausnehmen muss, dann stelle ich mich vor den Spiegel, will mir ins Auge fassen und dann fällt es mir wieder ein. Dann muss ich lächeln. Das “Problem” hatte ich zum Anfang sehr oft. Damit bin ich, glaube ich nicht allein. Ich sehe heute noch genauso gut, wie am Tag nach der LASIK. Die Dioptrienwerte haben sich nicht verändert. Die Augen trocknen nicht mehr als bei von Geburt gut sehenden Menschen. Ich habe einen Bürojob und bin viel am PC, da ist es nur verständlich, dass die Augen nach einem 8-, manchmal auch 10-Stunden-Tag in Mitleidenschaft gezogen werden. Mit ein bisschen täglicher Augengymnastik ist jedoch auch dieses kleine Problem schnell behoben.Und sollte es doch irgendwann passieren, und meine Sehkraft verschlechtert sich wieder zurück, dann gibt mir die lebenslange Garantie der Laser-Klinik das Recht und die Möglichkeit das wieder zu korrigieren, was ich ohne zu überlegen sofort tun werde. Im Übrigen würde ich die LASIK auch dann wiederholen, wenn ich keine Garantie hätte und wieder zahlen müsste.
Im Großen und Ganzen
Die LASIK ist eine großartige Sache, die nicht viel Zeit in Anspruch nimmt, eher etwas vom Sparschwein. Aber verglichen mit einem neuen Auto ist die LASIK günstig. Und so ein Auto verlangt spätestens nach vier Jahren eine Reparatur. Die Augen nach einer gut durchgeführten LASIK nicht. Sie bereitet keinerlei Schmerzen und das Ergebnis sieht man sofort. Im eigentlichen und im übertragenen Sinn.
Abschließend kann ich sagen, dass die LASIK zu machen, die beste Entscheidung war, die ich je gemacht habe. Die LASIK nimmt insgesamt eine Stunde des Lebens in Anspruch, heutzutage maximal 1500 € und gibt als Dank das Augenlicht zurück. Nie wieder zum Optiker. Nie wieder Brilleneinfassungen aussuchen. Nie wieder Geld für Kontaktlinsen ausgeben. Einfach wieder richtig sehen. Innerhalb von einer Stunde. Ich glaube, das ist ein guter Preis. Auch wenn es beim Arzt des Vertrauens etwas mehr kosten sollte. Meiner Meinung nach lohnt es sich allemal. Wer sich die LASIK-Methode vornimmt, der kann nur gewinnen!